Die Asiatische Tigermücke kann mehr als 20 gefährliche Krankheitserreger übertragen. Wie hoch ist das Risiko in Deutschland?
Wer sich aufgrund eines Zeckenstichs eine Borreliose-Infektion eingefangen hat, bemerkt dies in der Regel nicht sofort. Das typischste Symptom, die sogenannte Wanderröte, tritt meist erst nach mehreren Tagen auf.
Genau wie wir Menschen, lieben Zecken Wälder, Wiesen, Parks und Gärten. Sobald die Temperaturen auf über 8 Grad Celsius steigen, sind die winzigen Wirte für Borreliose unterwegs. Besonders aktiv sind kleinen Blutsauger, deren bekanntester Vertreter der gemeine Holzbock ist, im Frühjahr und Herbst. Dann klettern sie auf Grashalme, Totholz oder durchs Gebüsch, wo sie sich von Spaziergängern oder Tieren bei Berührung abstreifen lassen. Meist ist dies harmlos. Und auch wenn eine Zecke zusticht, ist das Risiko einer Borreliose-Infektion gering: Es betrifft im Schnitt einen von 100 Menschen, die gestochen werden.
Borreliose erkennen
Die Diagnose einer Borreliose ist meist erst einige Tage nach dem Zeckenstich möglich. Es gibt keinen typischen Krankheitsverlauf, wobei die Borreliose verschiedenen Stadien durchläuft. Betroffen sein können die Haut, das Nervensystem oder die Gelenke. Folgende Symptome weisen möglicherweise auf eine Borreliose hin:
- Wanderröte (Erythema migrans)
Die ringförmige, juckende Hautrötung, die nach innen blasser wird, ist das häufigste Symptom bei einer Borelliose-Infektion und tritt meist einige Tage nach einem Zeckenstich auf. Der rote Ring wandert langsam nach außen. Dies können Sie am besten nachvollziehen, indem sie diesen nach Entfernen der Zecke markieren, ihn täglich fotografieren und die Bilder vergleichen. Allerdings tritt dieses Merkmal nur bei ca. 50% der Betroffenen auf. - Grippesymptome
In manchen Fällen wird die Wanderröte von typischen grippeähnlichen Symptomen begleitet. Dazu gehören etwa Fieber, Muskel- oder Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. - Nervenstörungen
Ernst wird es, wenn das Nervensystem betroffen ist. Man spricht dann von einer akuten Neuroborreliose. Es kommt zu tief brennenden Nervenschmerzen, Taubheitsgefühl, Seh- oder Hörstörungen, vereinzelt sogar Lähmungserscheinungen. - Spätfolgen
Vereinzelt treten nach Monaten oder sogar erst Jahren – meist im Knie – Gelenkentzündungen auf, die sogenannte Lyme-Arthritis, was oft nicht mehr als eine Borreliose erkannt wird.
Da es manchmal sehr lange dauern kann, bis eine Borreliose erkannt wird, können sich viele gar nicht mehr an einen Zeckenstich erinnern.
Borreliose therapieren und heilen
Wenn Sie vermuten, an einer Borreliose erkrankt zu sein, sollten Sie nach einigen Tagen oder auch später auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Auch wenn die Beschwerden häufig von allein wieder abklingen: Die einzig wirksame Borelliose-Therapie ist die Einnahme von Antibiotika, in der Regel werden Doxycyclin, Amoxicillin oder Cefuroxim eingesetzt. Die Dosis und Dauer der Einnahme sind abhängig vom Stadium der Borreliose. Die Behandlungsdauer ist unbedingt einzuhalten, auch wenn subjektiv eine Besserung des Befindens wahrgenommen wird. Eine Blutuntersuchung ist übrigens erst nach ein paar Tagen sinnvoll, da sich die Antikörper mit Verzögerung bilden, anfangs also noch nicht nachweisbar sind. Umgekehrt können sie jedoch auch auf frühere Infektionen hinweisen.
Insofern ist eine Borreliose zwar heilbar, aber eine einmalige Infektion bildet keinen Immunschutz gegen spätere Erkrankungen.
Impfung gegen Borreliose?
Im Unterschied zur FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), eine durch Zecken übertragene Viruserkrankung, gibt es bisher keine Borelliose-Schutzimpfung. Die einzige Möglichkeit, die Erkrankung zu verhindern, ist der Schutz vor Zecken.
Die wichtigsten Tipps zur Vorbeugung für Ihren Aufenthalt in der Natur:
- Tragen Sie lange Hosen und feste Schuhe, am besten stecken Sie die Hosenbeine in die Socken.
- Sprühen oder reiben Sie Ihre Haut und möglichst auch Ihre Kleidung (soweit unempfindlich gegen Flecken) mit zecken- bzw. insektenabweisenden Mitteln aus der Apotheke ein, sogenannten Repellents. Die meisten Repellents wirken sowohl gegen Mücken als auch gegen Zecken, allerdings ist die Wirkdauer bei Zecken kürzer. Gegebenenfalls muss also nachgesprüht werden.
- Untersuchen Sie Ihren Körper nach dem Aufenthalt im Freien auf Zecken. Insbesondere geschützte Stellen wie Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeugen, Bauchnabel, Kniekehlen und Genitalbereich.
- Sollten Sie eine Zecke finden, entfernen Sie den kleinen Blutsauger vorsichtig und gründlich. Da Zecken meist nicht sofort zustechen, besteht die große Chance, dass sich eine Übertragung der Borreliose so verhindern lässt.
Zecken richtig entfernen – so geht‘s
Haben Sie eine Zecke auf der Haut entdeckt, sollten Sie sie mithilfe einer Pinzette, Zange oder Zeckenkarte aus der Apotheke schnellstmöglich und vollständig entfernen, um eine Infektion zu vermeiden. Eine Zecke sollte auf keinen Fall mit Öl, Klebstoff oder anderen Substanzen erstickt werden, sondern immer „lebend“ entfernt werden. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit stellt im Internet das korrekte Entfernen in einer Bilderserie anschaulich dar. Anschließend desinfizieren Sie diese Stelle mit einem Wunddesinfektionsspray.
Insektenspray kann schützen
Sogenannte Repellents zum Schutz vor Insekten und somit auch Zecken enthalten meist Wirkstoffe wie Diethyltoluamid (DEET), Icaridin oder ätherische Öle aus Pflanzenextrakten, zum Beispiel Lavendel, Citronella oder Zeder. Letztere verdampfen zwar schneller als synthetische Wirkstoffe, sind aber auch für kleinere Kinder geeignet.
Diese ätherischen Öle gibt es sogar in Kapseln, die sich am Handgelenk, Rucksack oder Kinderwagen befestigen lassen. Neuere Zeckensprays kombinieren die ätherischen Öle mit einem chemischen Wirkstoff und können auch auf die Kleidung gesprüht werden. Wir beraten Sie gern zu den verschiedenen Produkten.“
Ulrike Welslau,